Hans-Karl Fischer – mittel-altes Urgestein des MLB – hat fünf Texte zu Münchner Originalen und nach der Pause, eine Abhandlung über Geiz präsentiert. Aber der Reihe nach.
Der Hauseigentümer Wamslinger (im blauen Arbeitsanzug), Besitzer eines sehr sanierungsbedürftigen Mietshauses, ist im Clinch mit der Stadt, die eine Sanierung fordert. Er fühlt sich in seinem Eigentum eingeschränkt. Und überhaupt: was hat ihm die Behörde schon zu sagen. So zieht er die notwendigen Arbeiten sehr in die Länge.
Herr Most – Ägypter – hat diese Zeit nicht. Er ist obdachlos und täglich auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Trotz seines „herrschaftlichen blauen Mantels“ kennt er die „beheizten Garagen“ der Stadt sehr gut.
Dieter Schliwotzki wiederum hatte in zwei Kneipen gleichzeitig jeweils ein Bier stehen. Hatte aber Probleme diese auch zu bezahlen. Der Malermeister Kesselbach, eine gute Seele, ist immer wieder für Schliwotzki „eingesprungen“ oder hat diesem Geld geliehen. Taschenpfändungen waren an der Tagesordnung. Schliwotzki war aber nicht ganz untätig. Er war Autor, Herausgeber und Verkäufer seiner eigenen Postille „Das pralle Leben“ in der er über seine Abenteuer schrieb.
Im Text „Der Eierdieb“ berichtet der Ich-Erzähler über einen Einbrecher, der sich sehr erfolgreich nur Tatorten widmet, von denen die Beklauten fest davon überzeugt waren, daß ihr Eigentum bestens gesichert (Alarmanlage, Pit Bull, Safe-Code etc.) war. Dem war nicht so. Aber der Gauner behauptete von sich nur ein kleiner Eierdieb zu sein. Hier geht es um Prunksucht auf der einen das „Berufsethos“ auf der andern Seite.
Die „Hölle der Bläßlichen“ rundete die Betrachtungen zu den Originalen ab. Es geht um ein Wirtshaus mit unaufmerksamer, sehr langsamer Bedienung. Man wird einfach nicht bedient. Man muß aber auch nicht viel konsumieren. Man lässt die Zeit verstreichen. Die Stammgäste bestraften sich gegenseitig. Ausnahmslos erschöpfte, blasse Menschen im Lokal. „Jedes Lebenszeichen könnte schädlich sein“. Die Vergänglichkeit war Kern des kafkaesken Textes.
Nach der Pause gab es differenzierte Essays über den Geiz – eines der sieben Hauptlaster – den Bruder des Neides. Die Themen waren „Geiz und Tod“, Geiz und Alter“, „Geiz in der Familie“ oder auch „Über den unschädlichen Geiz“. Kurze philosophische Betrachtungen über Maß und Mäßigkeit, Prunk und vorgetäuschte Armut. Das Publikum war sich hier nicht sicher, ob es sich um Literatur oder aber nur um „Fachliteratur“ handelt. Viel Applaus für den Autor!
Ein Werkstattabend im MLB wie er sein soll. Diskussionsfreudiges und kritisches Publikum. Ein Autor der zuhören, Kritik annehmen kann und sich dazu Gedanken, bzw. sich dazu entsprechende Notizen macht. Das geht aber nur mit Autorinnen und Autoren die ihre Texte nicht nur aus dem Bauch heraus wahrnehmen und deshalb offen für Kritik und Anregungen sind.
Abendbericht: Beppo Rohrhofer
Fotos: Jannette Hofmann