…wird dort nicht geschlafen. 7 Autorinnen und Autoren haben beim Themenabend „Nacht“ ihre durchwegs guten bis sehr guten Texte gelesen. Den Anfang machte Tanja Wagner mit 3 kurzen gereimten „Fenstergedichten“, in denen es darum ging, was man so sieht, wenn man aus dem nächtlichen Fenster schaut. Z.B. einen schwarzen Schlot, der nicht mehr rauchen will und andere Dinge, die nicht mehr so ganz richtig funktionieren. Aber auch Polarlichter kann man erhaschen. Zum Schluß machte es tick-tack, tick-tack im 4/4 Takt. Ein Wecker oder eine Uhr, die einen nächtens zum Wahnsinn treiben kann.
Günther Mitschke folgte mit Texten, die er mit „Bretter 1-3“ durchnummerierte. Bretter, die die Welt, aber auch die Bretter vor dem Kopf bedeuten können. Vom ehemaligen SS-Offizier, der so gerne den Faust gespielt hätte und dann nur die eigentlich unbedeutend Rolle des Valentin bekam – sogar das war für diesen Verbrecher noch zuviel – bis zu den allmächtigen Türstehern der Szene Disco „New Order“ reichte der nächtliche Trip.
Dann nahm Veronique Dehimi die nächtliche Fährte mit Texten aus ihrem Gedichtband – 3:33 Uhr –auf. 3:33 Uhr ist auch als die Wolfsstunde bekannt. „Von Nacht ist tief der Tag“ über die „Eule“ welche die Nacht zum Gewölle wickelt, um dieses dann in einen „dunklen Auswurf“ zu verwandeln. Dunkel auch die beiden folgenden Texte. Einmal über eine Tochter, deren Mutter bei der Geburt stirbt. Ein Kind das „Pech im Leben hatte und niemals lachen sollte“. Mit dem Gedicht „Lautlos“ endete der Vortrag. Der Schlußvers darin: „Am Morgen lösche ich den Tag, versenke alle Orte“.
Ulrich Schäfer-Newiger begab sich auf einen Nachtflug mit dem coolen Freund Joe. Als die Stewardess schon den siebten Whiskey brachte und der Erzähler immer noch Flugangst und eine Heidenangst vor dem Abgrund hatte, den er nicht mehr sehen konnte, meinte Joe, es sei jetzt genug mit dem Genöle und er endlich den Whiskey kippen solle. Keine Spur von Langeweile. Zum Schluß merkte der Autor an, daß in dem Text Anleihen von Canetti, Bachmann und Saint-Exupery verarbeitet wurden.
Nach der Pause erzählte Petra Lang die Geschichte „Der gelbe Fleck“. Welche Farbe bin ich? Fragt sich Lisa. Eine etwas sonderbare, aber kurzweilig erzählte Begebenheit mit Lisa, Claus, dem Hasen und dem Riesen von Malern und Liebe. Der Hase kommt durch einen Hundebiss um’s Leben. Wird dann, mit Alufolie umwickelt – damit er länger hält – begraben. Was die Liebe angeht, scheint diese, in welcher Farbe auch immer, noch zu leben. Vielleicht geht’s ja auch um Meerschweinchen?
Lizzy Hartmann debutierte mit ganz kurzen gereimten Gedichten aus dem Leben und mit den Gedanken und Ängsten (beim abendlichen Gehen durch den Wald) einer jungen Frau. „Mein Bett wird zum Gefängnis“ heißt es in einem Vers. Weitermachen!
Beginnend mit einem wehmütigen Ausflug „Das Mühltal hinunter“ beendete Hans-Karl Fischer den Abend. Man sah „Mehl von den Bäumen fallen“. Auf dem Friedhof drüben, „Mauern aus Zeit gebacken“. „Was will man da noch 20 Jahre sein?“ fragt das lyrische Ich. Meisterhaftes Handwerk, gelungene Bilder und Metaphern kennzeichnen die Gedichte des Autors. Wie auch im letzten Text „Nachtlied“. Es geht um die drei Flüsse in Passau, die die Luft feucht und flüssig machen. Sogar „unsere Tapeten“ und „unsere Spatzenlungen“ wurden von dieser Luft „gegessen“.
Großer Applaus für die Autorinnen und Autoren des Themenabends im MLB.
Abendbericht: Beppo Rohrhofer
Fotos: Jannette Hofmann & Simone Kayser