Der Münchner Pop (SZ vom 15. Dez.) Poet Tiny Stricker hat im MLb leibhaftig an diesem Abend Hof gehalten – und viele seiner Getreuen und auch andere kamen und ließen es sich nicht nehmen, fünf „Takes“ aus dem neuen Buch von ihm zu hören. „Hotel Amir Kabir oder die Wege der Hippies“ ist der dreizehnte Kurzroman (137 Seiten) der Stricker-Gesamtausgabe, der kurz vor Weihnachten herauskam. Mit ihm führt der Autor seine Leser in dieses luftschiffartige, sagenhafte Hotel in Teheran, in dem er in den späten 60er Jahren so viele Wochen verbracht hat. Von dort aus ist er damals ausgeschwärmt in den ferneren Orient aber auch zurück nach Istanbul und Griechenland. Dreimal schickt er seinen Helden H. durch viele Länder, Gespräche und fluid-sexuelle Abenteuer, scheitert als Tramper, verarmt finanziell und rappelt sich immer wieder hoch. Der suggestive, eingängige Stil, das ruhige Beobachten und Innehalten des Autors in diesem aber auch späteren Texten erinnerten manchen Zuhörer an Peter Handke – was der Autor keineswegs zurückwies.
Nach der Pause durfte er, wie im MLB gnadenlos gefordert, noch aus einem „Offenen Projekt“ lesen – was für Tiny kein Problem ist, denn anders als manch anderer Autor, hat er immer wieder etwas Neues im Köcher. Diesmal eine Wanderung im Chiemgau auf der Suche nach alten Römischen Villen und Keltischen Kultstätten. Das neue Werk mit dem Titel „Reisende in der Landschaft“ soll nächstes Jahr in den Buchhandel kommen, auch wenn es an diesem Abend nicht mit derselben Verve vom Publikum aufgenommen wurde wie die Erzählungen aus der Jugend des Autors.
Bericht: Wolfram Hirche
Fotos: Simone Kayser