Die große Liebe im MLB – Bericht vom 23. September 2022

Der Abend stand ganz im Zeichen der Liebe. Die vier Autoren, die sich in Schreibkursen zusammengefunden haben, lasen Kurzgeschichten aus einem veröffentlichten Sammelband (Liebe großgeschrieben – Moderne Liebensgeschichten, tredition shop).

Wer über Liebe schreibt kämpft bekanntlich gegen die hinter jedem Satz lauernden Ungetüme namens „Kitsch“ und „Banal“. Gemessen daran haben sich die Autoren des Abends insgesamt gut geschlagen. Wer an diesem Abend nicht in der Milchstraße anwesend war, der versäumte vier kurzweilige, zum Teil ergreifende und auch humorvolle Texte:

Michaela Michalak trug die Geschichte „die fehlende Hälfte“ vor, ein Bericht über eine Frau, die sich vor dem Hintergrund einer im Scheitern begriffenen Beziehung in einen durchreisenden Künstler verliebt. Ihr Feuer flackert ziemlich eindeutig zu ihm hinüber, wird aber leider nicht erwidert, so dass sie ihn ziehen lassen muss.

Julia Gehrig präsentierte die Geschichte „Hjönabandsaela“. Eine Mutter verliebt sich in den Lebensgefährten ihrer Tochter, geht mit ihm hinter dem Rücken der Tochter eine Beziehung ein und verliert dadurch die Tochter. Gekonnt erzählt, gut vorgetragen.

Diana Eid beschäftigt sich in dem Text „Are You there“ mit einem Jungen, der von der Mutter aufgefordert wird, den Stiefvater „Papa“ zu nennen und mit seinem leiblichen Vater, der dem Sohn das geben will, was er glaubte, selbst nie gehabt zu haben, nämlich einen liebenden Vater. Es stellt sich heraus, dass es auch diesen gab, nur wurde er dem Sohn von der Mutter vorenthalten. Liebe ist immer gut für Intrigen, Verwicklungen, Überraschungen…

Stephan Priddy schließlich las den Text „Aria“, eine absurd-komische, aberwitzige Geschichte über einen Spinnenforscher, der sich in ein Exemplar einer seltenen Art in seinem Keller verliebt. Das Tier hat es allerdings in sich: es wächst und wächst, frisst Katzen und Hunde und verleitet den Protagonisten, der sich in einer „moralisch engstirnigen Gesellschaft“ findet, zu strafbaren Handlungen. Gut, dass das Tier am Ende stirbt. Ist natürlich alles ironisch.

Abendbericht von Philipp Stoll