Sehr konkret und bildhaft zeichnete Ida Häusser bewegte und stille Bilder in ihren Erzählungen aus Kasachstan. Die 1962 geborene Autorin erzählt formal sehr brav und konservativ -vorsichtig, was sich hinter der Fassade so ruhig gesetzter Worte an Wildem, Grausamem und auch Herzlichem verbergen kann.
In fünf Geschichten ließ sie die Corona-bedingt wenigen Zuhörer des MLb an diesem Abend teilnehmen am historischen Rückblick auf Lebenskampf und schier endlose Vertreibungen der Russlanddeutschen vom Schwarzem Meer – über Moldawien, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Polen und Archangelsk ¬– nach Kasachstan. Aber auch auf die zarten Tulpenfelder, die Motorradfahrten mit dem Vater, das gesamte „Paket Liebe“, das sie inmitten und trotz dieser Wander-Flucht- und Leidensgeschichten als Kind und junge Frau immer wieder mitbekommen hat. Auch ihre Heimat bleibt für immer wohl der Ort Aktjubinsk hinter dem Ural, wo ihre „heilige Kindheit“ liegt, eine karge, raue Steppenlandschaft.
Man darf auf das Buch gespannt sein: Meins! Erzählungen über eine Kindheit im Norden Kasachstans, ISBN 978-3744838740, Taschenbuch 6,99€, eBook 3,99€.
Bericht von Wolfram Hirche