An diesem Abend trug der Autor Peter Asmodai von dem “ziemlich schräge Liebesgeschichten“ angekündigt waren, neben zwei kurzen Betrachtungen zum Thema “Krieg”im wesentlichen zwei Erzählungen vor, zunächst den langen Text “Semmelknödel“.
Ralph, der Protagonist, sitzt an einem regnerischen Abend in einem Abteil eines Regionalzuges, um in einem kleinen Ort seine Seminarbekanntschaft Claudia zu Hause zu besuchen, als die physiognomisch an einen Semmelknödel erinnernde, überaus fette und überaus aufdringliche Krankenschwester Anita, die einen Geruch nach “abgestandener Maische und verwesender Katze“ verströmt, ihn mit Beschlag belegt. Ralph flüchtet auf die Zugtoilette, schläft dort ein und verpasst die richtige Station. Als er in Augsburg, der Endhaltestelle des Zuges wieder aufwacht, begibt er sich, um Geld zu sparen, für die Übernachtung zur Bahnhofsmission und trifft dort Anita gleich wieder. Das gleiche am nächsten Morgen, als er wieder mit einem anderen Zug los fährt, um endlich Claudia zu besuchen. Beim hektischen Aussteigen, um Anita endlich los zu sein, stürzt der Protagonist und wird natürlich von Anita medizinisch versorgt. Beide tauchen sodann bei Claudia auf, wo Ralph danach die Nacht zusammen mit Claudia im selben Bett verbringt. Mehr passiert aber nicht, da Claudia seltsam riecht und ihm erzählt, sie verabscheue industriell hergestellte Kosmetika und würde sich stattdessen mit Bisam eincremen.
Am nächsten Morgen gesteht Anita Ralph ihre Liebe und verspricht Diät zu halten, um attraktiver zu werden. Nach fünfjähriger Salatdiät, während der Anita Ralph regelmäßig ein Foto ihrer auf eine Wand aufgemalten Silhouette schickt, trifft die nunmehr schlanke und attraktive Anita, die auch nicht mehr so riecht wie früher, wieder den Ralph, der sich nicht verändert hat und beide kommen aber, vielleicht gerade deshalb, nicht zusammen.
Vom Publikum wurde dieser Text äußerst kontrovers diskutiert, einerseits als viel zu lang, ja als total gescheitert und frauenfeindlich kritisiert, gefiel dieser anderen Zuhörern, die die Erzählung als ein subtiles, genau beschriebenes, schräges Märchen ansahen.
Einhellig positiv äußerte sich dagegen das Publikum zu der zweiten Erzählung “Thorfell Arnason”, eine skurrile Geschichte über einen in München lebenden Skandinavier, der angeblich aus einer Familie stammt, die ihren Lebensunterhalt auf Spitzbergen mit dem Erschlagen dortiger Eisbären mit dem Knüppel, um ihnen das Fell abzuziehen, verdient hat.
Solche und andere Geschichten erzählt er seinen Freunden, denen er außerdem erschlagene Katzen als Kaninchenbraten serviert. Als er nämlich beobachten muss, wie ein Distelflink von einer Katze gefressen wird, besinnt er sich der Tradition seiner Familie mit dem Knüppel zu arbeiten, und erschlägt diese und dann auch noch weitere Katzen damit.
Als er eines Tages die Katze eines Neonazis erwischt und die Glatzköpfe daraufhin seine Wohnung stürmen wollen, erschlägt er auch sie und entsorgt sie im Abfallcontainer.
Bericht: Rainer Kegel
Foto: Beppo Rohrhofer