Todeskuss und Maskenleid – Bericht vom Offenen Abend am 7.5.2021

Nur drei Autorinnen wollten an diesem Abend per Zoom -Meeting ihre Texte vortragen, sodass es nach den Regeln des MLb nicht zu einer Abstimmung über den Tagessieger kommen konnte, weil dafür mindestens vier AutorInnen erforderlich sind. Die drei Autorinnen können ihre Lesung beim nächsten Offenen Abend am 4. Juni wiederholen, wenn sie das wollen.

Angela Bauer las „Keine Angst vor Weihnachten“. An vier oder fünf Weihnachtsabenden versucht eine einsame Frau, die um ihre Freundin trauert, in der Großstadt um das Elend der „fröhlichen Weihnacht“ herumzukommen. Sie versucht es im Hotel, im Kloster, in einem jüdischen Café hinter Panzerglas, allein mit Alkohol – die Trauer bleibt fühlbar, die Einsamkeit ist kaum zu besiegen.

Annette K. Müller versuchte es mit einer surrealen Masken-Story. Aus der Sicht einer Maske, die menschliche Züge trägt, wird die Corona-Zeit beobachtet, die Inzidenzen mit ihrem auf und ab, und schließlich, da es sich nicht um eine FFP2-Maske handelt, die Entsorgung im Schrank. Das Publikum rügte zu menschlicher Wahrnehmung, vermisste das maskentypische Erleben, den „Mundgeruch“ vielleicht sogar.

Eugenia las „Verlorenes Lebensjahr“ – eine Geschichte, wie sie später sagte, die auch das Corona-Jahr zum Inhalt haben sollte, was aber nicht recht deutlich wurde. Auch hier das Leiden einer einsamen Frau, die eigentlich, wie sie sagt, gar nicht geboren werden sollte. Die große Schmerzen erträgt, den Kuss des Todes spürt aber doch überlebt, die sich über Männer wundert, denen Frauen ihre Liebe schenken ohne eine Gegenleistung zu bekommen. Aber für Männer scheint das zu funktionieren. Eine Besserung ist nicht zu sehen.

Abendbericht von wolfram hirche