Vom Schneiden und Nähen – Bericht vom 27. Mai 2022

An einem ganz unschuldigen Freitagabend servierte die Leichen-Präparatorin Judith Brauneis ihre Aufzeichnungen „Im Himmel gibt’s Lachs“ über die Arbeit an der frischen Leiche. Wer im Krankenhaus Rechts der Isar gestorben ist, wandert in der Regel durch die Hände dieser warmherzigen und wortgewandten Buch-Autorin. Sie schneidet Körper auf und näht sie wieder zu. Sie leitet Studenten an, dass der Faden nicht zu dünn ist und kein Organ vergessen wird. Und wenn ein Chef – meist ein männlicher Arzt – mal zu ruppig ist, kommt sie auch damit zurecht. Und sie hat, worauf sie besonders Wert legt, auch für einen Ort der Besinnung gesorgt. Damit die Angehörigen von ihren Verstorbenen gebührend Abschied nehmen können, hat sie  eine Aufbahrungs- und Besinnungsmöglichkeit direkt neben der Pathologie geschaffen.

Da die Autorin meistens frei über ihre Sorgen und Erfolge sprach, kam die literarische Kritik natürlich zu kurz, was aber als Ausnahme angesichts des sehr authentisch dargebrachten Stoffs letzter Hand durchaus angemessen schien. Ein Abend  mit voll besetztem Auditorium, an dem, warum auch immer, besonders viel alkoholische Getränke weggingen und nur unklar blieb, was der Lachs mit dem Himmel zu tun hat.

Abendbericht von W. Hirche