An diesem 22. März erhielten die etwa 35 Zuhörer im MLb von Gerhardt Staufenbiel eine kostenlose Lektion in Zen- und Haiku-Philosophie. Der Zen-Dichter und Philosoph war deshalb extra aus einem Dorf bei Nürnberg zu uns gereist – seine Schüler und Freunde waren sogar aus der Schweiz ins MLb gepilgert.
Es sollte nicht ganz umsonst sein, denn Haiku und Haibun, die Kunst der Achtsamkeit enthalten zahlreiche Besonderheiten, die den meisten bisher entgangen waren. So etwa, dass das Haiku nach Zen-Tradition nicht für sich allein steht, sondern eingebettet ist in einen kurzen Prosatext, den Haibun; dass die japanischen Silben meist ganz erheblich von den deutschen Übersetzungsmöglichkeiten abweichen, sodass ein starres Beharren auf dem 5-7-5- Schema keinen Sinn macht. Und dass ein Haiku immer aus dem Moment entsteht–ohne ihn freilich „festzuhalten“. Die alten Haudegen des MLb wollten dem Haiku-Meister allerdings nur ungern einige „leichtere“ Gedichte durchgehen lassen, ihnen fehlte oft der Tiefsinn, was dieser ganz gelassen kommentierte „Ich bin nicht Hölderlin“–und, klar, er ist auch nicht Basho, aber dennoch klang der lehrreiche Abend des 22.3. sehr zen-besinnlich mit den Tönen der Bambusflöte Shakuhachi aus.
Bericht von Wolf Amberg