Zwei gute Onkelchen – Abendbericht vom 2. Juni 2023

Etwa 40 Zuhörer und Autoren trafen sich  zu einem weiteren Vorlauf für das 30. Haidhauser Werkstattpreis-Finale, das am 7. Oktober stattfinden wird. Vier Autoren bzw. Autorinnen stellten sich an diesem idealen Biergarten-Abend einem freundlich-kritischen Publikum.

Zuerst las Petra Ina Lang sechs lyrische Prosaskizzen, in denen vor allem die Lage der Autorin reflektiert wurde, die mit leerem Blatt, leerem Bildschirm, Zettelkasten und gebrochenen Sätzen umgehen und kämpfen muss. – Das Publikum wählte sie auf Platz zwei des Abends.

Sodann stellte Franz Ebbers bei seinem MLB-Debüt die kurzweilige Story „Hopo & Co“ über einen guten alten Freund vor, der seit vielen Jahrzehnten als unabhängiger Literat und Philosoph vom Taxifahren lebt und plötzlich 3000 Euro haben möchte – geliehen natürlich und nur für drei Tage! Die harmonische Beziehung kippt sofort in einen Strudel von Misstrauen, Vorwürfen und Schuldgefühlen und dürfte irreparabel geschädigt sein. Eine Lösung bietet der Autor nicht an.

Andreas Meyer erzählte danach recht unterhaltsam in einer lockeren autobiographischen Skizze über Begegnungen mit CSU-Gestalten, Gerhard Polt, der Behandlung paranoider Schizophrenie und Erlebnissen im „Stragula“ beim Poetry-Slam, ehe schließlich nach einer kurzen Verschnaufpause

Tania Rupel Tera mit schwarzer Löwenmähne und charmantem osteuropäischem Akzent das Wort ergriff. „Die leere Stelle“ ist eine hübsche Geschichte über ein kleines Kind, das im familiären Männer-Streit zwischen „Onkelchen Lenin“ mit Spitzbart  und dem nackten Jesus am Kreuz hin- und hergerissen wird.  Nur die ruhige Hand mütterlicher Wärme führt das Kind durch alle Probleme der 80er Jahre in Bulgarien und zeigt, dass es eigentlich nur auf die Liebe ankommt – Keine Frage, dass das Publikum dieser Autorin den ersten Platz  zusprach, stürmisch beklatscht und gefeiert.

Bericht von W. Hirche
Foto von Franz Westner