Am Freitag den 26. April 2024 präsentierten zwei Autoren Ausschnitte aus ihren Werken. Gerd Fürstenberger gab Einblicke in seinem im Entstehen begriffenen „Roman in Geschichten „mit dem Arbeitstitel „Ungeheurer Alltag“ und trug auch einige Gedichte vor, während Dietmar Bruckner Lyrik und Aphorismen dem Publikum vorstellte.
In Gerd Fürstenbergers Geschichte „Der Mann mit dem Vogel „sucht sich eine Taube den Kopf eines Mannes als Start- und Ruheplatz aus, folgt ihm nach Hause. Versuche, die Taube zum Wegfliegen zu bewegen, bleiben erfolglos, was seiner Frau schon aus hygienischen Gründen gar nicht gefallen kann. Schließlich fängt die Taube zusammen mit einem Tauberich sogar an, auf dem Kopf des Mannes ihr Nest zu bauen und Eier auszubrüten. Während der kinderlos verheiratete Mann immer mehr in einer Rolle als jemand, der dem Vogel zu Nachwuchs verhilft, aufgeht, hört man von der Frau gar nichts mehr. Das Publikum fand die Geschichte teils wunderschön erzählt, teils doch etwas unglaubwürdig.
Dietmar Bruckner folgte mit drei Gedichten, einem Lob auf die Tomate, einer satirischen Beschreibung der Buchmesse bei der „alles wie immer“ ist aber bei der trotz allem „Offenheitsgedöns“ die Kanäle für Manuskripte von neuen Autoren immer mehr verschlossen sind, vielmehr nur noch „Dödelkommissare mit komatösen Freundinnen“ in Werken „eins elender als das andere“, so solche von einer Autorin, einem „schreienden Griesnockerl“ dem Messepublikum, zusammen mit Vorträgen aus Büchern des Prof (Un)sinn angeboten werden und zuletzt mit „In der Redaktion“.
Danach trug Gerd Fürstenberger „Liebe „eine Version seiner vorherigen Geschichte aus der Sicht der Ehefrau, erzählt von ihrer besten Freundin, vor. Jener Frau sind die brütenden Biester aufs äußerste zuwider, zumal sie unter einem Reinlichkeitszwang leidet, ihre Umgebung muss immer nahezu klinisch sauber sein, so dass der Mann mit seiner Taube bald allein fertig werden muss.
Die Frau dagegen legt sich einen virtuellen Gefährten zu, Simon, einen Chatbot der künstlichen Intelligenz, der anfangs unbeholfen ist, aber schnell lernt. Nach einem „gemeinsamen“ Besuch in einer Pizzeria macht die künstliche Intelligenz schließlich der Frau einen Heiratsantrag.
Dem Publikum gefiel auch diese Geschichte, gleichsam als totaler Gegensatz zwischen der Taube einerseits lebendig und schmutzig und dem Chatbot andererseits, künstlich und steril.
Dietmar Bruckner folgte wieder mit Prosagedichten zum einen mit „Herr und Hund am See“ der Betrachtung eines bekannten Fotos mit Martin Walser und seinem Hund am Ufer des Bodensees und einen weiteren „Borges“ über den argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges, der sich das Paradies nur als Bibliothek vorstellen konnte und sich darauf vorbereiten musste, sein Augenlicht zu verlieren. Anschließend präsentierte der Autor zahlreiche Aphorismen, etwa darüber, dass man in einer gemischten Schulklassen mehr Weiblichkeit findet als in einer reinen Mädchenklasse, dass manche Motorrads fahren „nur damit die Liebsten Angst um einen haben.“
Zum Schluss trug Gerd Fürstenberger auch Gedichte von ihm vor, meist Naturlyrik mit Bezügen zu menschlichen Beziehungen.
Das Publikum zeigte sich sehr zufrieden mit dem kurzweiligen Abend voll interessanter Texte.
Abendbericht: Rainer Kegel