Das Finale des diesjährigen, des 29. Haidhauser Werkstattpreises gewann Paul Holzreiter mit „Der Mo bin i“ einer philosophischen Erzählung, in der ein Erzähler namens Karl Popper über drei Männer auf Reisen in Schottland und die Möglichkeiten, Schlüsse aus der Beobachtung eines – möglicherweise nur auf einer Seite – schwarzen Schafes zu ziehen, berichtet.
MLb
Unerwartetes, Abgründiges und Geistreiches – Bericht vom 2.9.2022
Die Vorentscheidung für den Haidhauser Werkstattpreis am 2.9.2022 fand starkes Interesse beim Publikum wie auch bei Interessenten für die Teilnahme an der Lesung, von denen sechs ausgelost wurden, um die letzte Gelegenheit, sich für das Finale des 29. Haidhauser Werkstattpreises am 11.9.2022 zu qualifizieren, zu nutzen.
Stefan Priddy machte den Anfang mit „Hugo“. Der Protagonist fährt, nachdem er Zuschauer beim Rosenmontagszug in Köln gewesen ist, mit dem überfüllten Regionalexpress zurück in seine Heimatstadt Hamm in Westfalen. Bei eingeschränkter Sicht durch stehende Mitreisende hört er eine markante Frauenstimme sagen „Mensch Hugo“ und rätselt sodann während der ganzen Fahrt, wer den jeder Hugo sei, bis sich am Ende der Geschichte beim Ausstieg in Hamm herausstellt, dass es sich um eine junge, aber bereits riesenhafte Dogge handelt, die noch Schwierigkeiten beim Aus -und Einsteigen in Zügen hat.
Lyrik und Theorie – Bericht vom 15. August 2022
Ein Abend mit vier LyrikerInnen, Livemusik und zwei Vorträgen zur Poetik – wann bekommt man das schon mal Mitten im August in München serviert? Und wer will da schon groß hingehen?
Tatsächlich platzte der Raum des Münchner Literaturbüros aus allen Nähten, hielten die allermeisten Zuhörer drei Stunden lang durch – fasziniert von den Gedichten Pega Munds, Armin Steigenbergers, Tania Rupel Teras und Ulf Großmanns. Nachdem die Violinistin und Sängerin Juliane Gredmaier als „Starter“ den Gefangenenchor aus Verdis Nabucco beendet hatte, war klar, dass das kein ganz leichter Abend werden konnte.
Frauenbad mit Tücken – Bericht vom 29. Juli 2022
Am letzten Abend der Saison stellte uns Christoph von Nostitz erstmals live und persönlich seinen Zwei-Personen-Roman „Zürich Frauenbadi“ vor, aus dem er per zoom im Winter schon gelesen hatte.
Vom Vorteil einer gespaltenen Wahrnehmung – Bericht vom 22. Juli 2022
Bei diesem erfreulich ungewöhnlichen Abend fanden sich so viele Besucher ein wie selten: ca. 27 an der Zahl, davon 7 aus dem Literaturbüro-Umkreis, die übrigen waren, überwiegend, aber nicht nur, junge Besucher aus dem philosophisch-künstlerischen Umkreis der Autorin Henriette Hufgard und ihrer Moderatorin Dr. Karin Hutflöz.
Kämpferin oder Dame – Bericht vom 15. Juli 2022
Bei der 2063 Freitaglesung trug Franziska Deuter Auszüge aus ihrem Romanprojekt, einem historischen Roman aus dem späten 19. Jahrhundert zur Thematik Bestärkung der Frau (Feminismus) und Selbstfindung vor.
Das Süße Gift des Geldes – Bericht vom 8. Juli 2022
Die 2062. Lesung wurde von der Münchner Autorin Bhavya Heubisch gestaltet. Sie las aus ihrem im Jahr 2020 im Volk Verlag erschienenen Roman „Das süße Gift des Geldes“ (auf dem Buchumschlag ist das Gift merkwürdigerweise „süss“). Um das Wichtigste gleich vorweg zu nehmen: Der Abend war ein großer Genuss. Die Autorin ist eine exzellente Leserin.
Drachen und andere Traurigkeiten – Bericht vom 1. Juli 2022
Gut besuchter Wettbewerbsabend zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2022. Sechs Autorinnen bzw. Autoren traten an, um ins Finale des 29. Haidhauser Wettbewerbs am 11. September einzuziehen. Abendsiegerin wurde Tania Rupel Tera mit ihrem nachdenklich-melancholischen Text, dem sie nachträglich den Titel „Vater“ gab.
Nicht eingelöste Männerphantasien – Bericht vom 24. Juni 2022
Der Autor, Dieter de Harjo, breitete vor sich auf dem Tisch zunächst allerlei Utensilien aus: Ein buntes Tuch, Bücher, die er geschrieben hatte, auch das, aus dem er vorlesen wollte, CDs mit seiner Musik, ein eigenhändig gemaltes Bild mit acht Symbolen, die niemand verstand, aber etwas mit der Phallus-Skala der Mannwerdung zu tun haben sollten, wie später auf Nachfrage erklärt wurde, sonstige Kleinigkeiten, die man von unten, vom Zuschauerraum aus, nicht sehen konnte.
Von Adamsmasken, Traumtänzern & anderen Tangoscherben – Bericht vom 17. Juni 2022
Den Abend eröffnete Franz Josef Herrmann mit einem Strauß an Gedichten und Prosatexten aus seinen frühen Jahren bis zur Jetztzeit, in denen er seinen kritischen Blick auf das aktuelle Zeitgeschehen poetisch verknüpft mit dem Wissen um den „Ewigkeitswind“, der durch die Zeiten weht, in denen Bertold Brecht z.B. vor verschiedenen Tribunalen stand und noch steht und Horst Bienek, zu 25 Jahren Zwangsarbeit in der Sowjetunion verurteilt, 1955 amnestiert, in die Bundesrepublik ging und dort als freier Schriftsteller in München lebte, wo er 1990 starb.